Print
Category: Uncategorised
Hits: 165

Bei der Vorstellung, ein so wichtiges Untersuchungsobjekt einfach unbeachtet zu lassen, siehst du den Prof spöttisch eine Augenbraue hochziehen. Ein Toter ist tot. Angst vor einem Toten zu haben, ist in etwa so sinnvoll, wie Angst vor einem Stück Holz zu haben. Respekt vor Toten ist angebracht, aber Respekt ist kein Argument gegen eine vorsichtige Untersuchung. Du atmest tief durch und gehst näher zu den etwas verstreuten Knochen und Kleidungsstücken, die zwischen dem Laub am Boden hervorsehen. Du findest keinen Rucksack oder eine andere Tasche, allerdings ist die dünne Synthetikjacke noch gut erhalten. Mit letztem Aufbegehren gegen deinen eigenen Widerwillen hockst du dich direkt neben den Schädel und ziehst mit spitzen Fingern an dem Stoff, um die Jackentasche freizulegen. Glücklicherweise warst du schon immer geschickt im Mikado-Spielen und dir gelingt dein Unterfangen. Auf alles gefasst, ziehst du den Reißverschluss der Tasche auf und greifst hinein. Zuerst fühlst du ein Portemonnaie, was du in einer Plastiktüte verstaust, dann bringst du ein Papiertaschentuch zum Vorschein, was wahrscheinlich zum großen Teil aus Plastik besteht, und ein kleines Schlüsselbund.

Bei der anderen Tasche versagen deine Mikado-Fähigkeiten, und ein Armknochen rutscht dir gegen den Schuh. Du gönnst dir ein kurzes Erschaudern, dann siehst du auch hier nach dem Tascheninhalt. Mit angehaltenem Atem ziehst du ein Stück zusammengefaltetes Papier heraus, was lediglich an den Faltkanten etwas vergilbt ist. Da außer einer Trillerpfeife und einer winzigen Taschenlampe weiter nichts in der Tasche ist, ziehst du dich ein paar Schritte von dem Toten zurück und faltest mit zittrigen Fingern das Papier auseinander. Es ist eine grob gezeichnete Karte! Du erkennst eindeutig die Küstenlinie von der Ostseite Kutukans, die einzelnen Flussläufe, die ein bisschen anders als die auf der alten Karte zu verlaufen scheinen und kleinere Symbole. Die ehemalige Hafenstadt Kapal ist durch den Turm nördlich der Hafeneinfahrt klar zu erkennen. Direkt unter dem Turm ist ein Dreieck mit der Bezeichnung „Zentrale“ abgebildet, daneben ein Haus mit einem Kreuzsymbol und ein großes Zelt. Hinter den im engen Halbkreis zum Hafenbecken dargestellten Formen und Symbolen, befindet sich eine dickere Linie, die an einem Fass vorbei zu zwei Querstrichen über den Flussarm südlich von Kapal führt. Dahinter, also auf der Seite, wo du dich gerade befindest, ist direkt am Flussrand ein Haus abgebildet und der Name „Desa“.

Offensichtlich hatte die Expedition bereits angefangen, die Umgebung vom Basislager in Kapal zu erforschen. Die zwei Querstriche deuten auf eine Brücke hin, über die der Tote wahrscheinlich den Weg zu seinem Ort des Todes hier im Wald erreicht hat. Die Brücke ist etwa genauso weit von hier entfernt wie der Weg zurück zum Boot. Solltest du dein Vorhaben doch durchziehen und Kapal von Landseite aus erkunden? Immerhin hast du jetzt eine grobe Karte, mit der du mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Brücke über den Fluss findest. Und was auch immer die Expedition überfallen hat, rechnet vielleicht nicht von Menschen aus dem Hinterland. Damit hättest du zumindest das Überraschungsmoment auf deiner Seite. Andererseits würdest du es bis zur Nacht nicht mehr zurück zum Boot schaffen und wahrscheinlich mitten in der Wildnis in deinem kleinen Zelt übernachten müssen.

Zum Inventar hinzu: Portemonnaie des Toten, Trillerpfeife, grobe Karte der Umgebung

ENTSCHEIDUNG

Du machst dich auf den Weg zur Brücke: Weg zur Brücke

Dir ist wohler, nach der unliebsamen Entdeckung an Bord übernachten zu können: Zum Boot